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Günter Weschollek - ein DRK-Urgestein

Der 80-Jährige ist seit 65 Jahren beruflich wie privat eng mit dem Roten Kreuz in Gelsenkirchen verbunden: „Als ich ein junger Mann war, bin ich mit ein paar Freunden im Hasseler Norden spazieren gegangen. Da haben wir gesehen, wie ein Motorradfahrer verunglückte.“ Die jungen Leute fühlen sich hilflos. Sie sind reine Beobachter, können nichts tun. „Das wollten wir ändern“, sagt Günter Weschollek. „Auf dem Platz von Arminia Hassel gab es damals einen Bunker. Da traf sich die Kolonne des DRK Hassel.“ Hier melden sich die Freunde, bekunden ihr Interesse und lernen sogleich, Erste Hilfe zu leisten. In diesem Juli 1957 findet Günter Weschollek seine Berufung. Sie soll ihm später auch Beruf werden. Bis heute ist das Leben des 80-Jährigen eng verknüpft mit dem Deutschen Roten Kreuz in Gelsenkirchen.

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Geboren ist Günter Weschollek in Scholven – 1942, in den Zweiten Weltkrieg hinein. Bald schon ist die Familie ausgebombt, wird 1943 in ein Dorf bei Minden gebracht, wo sie bei einem Bauern unterkommt. Zehn Jahre dauert es, bis es zurück in die Heimat geht. Nun zieht die Familie in den äußerten Hasseler Norden. Zwischen Stadt, Land und Schrebergarten verbringt Günter Weschollek seine Jugend. 1957 legt er auf der Zeche Bergmannsglück an, macht seine Ausbildung und arbeitet sich hoch zum Stempelmeister, ist somit zuständig für die Stützkonstruktionen Untertage.
Gleichzeitig ist er ehrenamtlich aktiv für das DRK. Als die Familie 1960 nach Erle zieht, baut er auch dort einen Ortsverband auf. Zudem ist er aktiv beim JRK, wird 1968 dessen Leiter. Nicht nur das intensiviert die Bindung: Im selben Jahre beziehen die Eltern Weschollek die Dachwohnung im DRK-Gebäude im Sundern. „Ich war noch Kostgänger. Also musste ich mit.“ Bald darauf findet der damals knapp Dreißigjährige hier auch beruflich seine Heimat, hat fortan alles unter einem Dach – das sei immer Fluch und Segen zugleich gewesen, meint er und lacht.

 

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„Als ich hier als Hauptamtlicher angefangen habe, gab es nur zwei Krankenwagen.“ Alles sei noch anders organisiert gewesen, nicht zu vergleichen mit der Professionalität heutiger Zeiten. Günter Weschollek führt zunächst sitzende Transporte durch für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Das prägt auf besondere Weise sein Leben: Durch die regelmäßigen Besuche in den Krankenhäusern lernt er eine junge Krankenschwester kennen. Sie wird ihm zur zweiten großen, lebenslangen Liebe. Die erste ist bereits das DRK.
Ab 1976 baut Günter Weschollek den Fahrdienst für Menschen mit Behinderung mit auf. „Wir haben auch schon vorher Menschen im Rollstuhl zu Kurorten gefahren – damals noch im Bulli. Aber eines Tages regte der Bürgermeister an, einen richtigen Fahrdienst aufzubauen. Wir haben einen Antrag gestellt bei der damaligen Aktion Sorgenkind und konnten dadurch das erste Fahrzeug finanzieren.“
Wieder ist es die Stadt, die Anfang der 1980er Jahre einen Impuls gibt zur zukunftsweisenden Erweiterung des hiesigen DRK: „Wir wurden gefragt, ob wir uns nicht am Rettungsdienst beteiligen wollen. Vorher haben wir nur an den Wochenenden Dienst gemacht.“ Vor allem bei Veranstaltungen ist man im Einsatz. Etwa auf der Galopprennbahn, wo es recht häufig zu Unfällen bei den Reitern kommt. Natürlich ist man auch bei den Spielen der Königsblauen mit dabei. Günter Weschollek hat hier vieles miterlebt und namhafte Bekannte gefunden. „Schon als junge Männer konnten wir dadurch oft die Spiele besuchen.“ Auch, wenn man gerade keinen Dienst hat. „Dann habe ich den Kuzorra angerufen und nach Karten gefragt. Man kannte sich ja.“ Immer größer werden diese Einsätze, bis man nach dem Bau des Parkstadions eine feste Größe ist im Sicherheitskonzept der Schalker.
An eine Situation erinnert sich das DRK-Urgestein gut: „Da haben wir gegen die Bayern gespielt und in der ersten Minute ein Tor geschossen. Rund 5.000 Fans standen noch vor den Toren, warteten auf den Einlass. Die sind dann alle über den Zaun – und wir hatten in den ersten Spielminuten schon rund vierzig Verletzte zu behandeln.“
Ab 1982 ist Günter Weschollek zwanzig Jahre lang Leiter des Rettungsdienstes des DRK, erlebt die Entwicklung zu einem hochmodernen Dienst, prägt sie nachhaltig mit. Weitere sechs Jahre ist er Einsatzleiter in der Arena. Immer noch ist sein Leben eng verknüpft mit dem DRK. Immer noch lebt er unter dessen Dach. Im Sundern sind seine Kinder groß geworden, hier verbringt er glückliche Ehe- und Familienjahre – auch über die Verrentung hinaus. Von der spürt er ohnehin wenig. Heute sei er hier „Mädchen für alles“. Man könne aber auch Hausmeister sagen. „Ich kenne ja hier jeden Nagel.“
Mittlerweile lebt das Ehepaar Weschollek auf dem Gelände der früheren Galopprennbahn, seiner einstigen Wirkungsstätte. Ans Aufhören denkt der 80-Jährige nur selten. Und wenn, dann nur mit dem Ergebnis, dass es so weit noch nicht ist. „Solange ich kann, mache ich weiter.“ Dann lacht er. „Es sei denn, die vom DRK sagen, jetzt hau endlich ab.“