DRK lud zum MBE-Aktionstag nach Hassel
Im Stadtteilzentrum wurde in drei Modulen deutlich, wie vielfältig die Aufgaben im Bereich der Integration sind – und wie wunderbar sie gelingen kann.
Die Integration von Menschen mit internationaler Geschichte ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Eine, zu deren Meisterung es viele engagierte Akteure braucht, die sich einbringen mit dem, was sie geben können – auf unterschiedlichen Ebenen und in vielfältigen Bereichen. Das machte der Aktionstag der Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte deutlich, den das DRK hauptverantwortlich im Stadtteilzentrum Hassel veranstaltete.
Der Nachmittag stellte in drei Modulen unterschiedliche Ansätze vor: In einer Expertenrunde, moderiert durch Anna Michalska und Christian Bilke vom DRK, kamen Netzwerkpartner des DRK Gelsenkirchen zu Wort, die Probleme benannten sowie ihre Lösungsansätze schilderten. Aniko Schwarz von der „Manuel Neuer Kids Foundation“ etwa schilderte die Hürden, mit denen junge Menschen konfrontiert sind bei der gesellschaftlichen Teilhabe. „Die sind ganz vielfältig. Es beginnt mit den alltäglichen Dingen: Wie füllt man Formulare aus? Und wo geht man einkaufen? Da helfen wir natürlich, sind aber nicht die ersten Ansprechpartner. Wir bieten eine Hausaufgabenbetreuung an, unterstützen die Kinder täglich, damit eine solide Ausbildung erfolgen kann. Die jungen Menschen können auch darüber hinaus jeden Nachmittag zu uns kommen, werden gefördert und es wird ihnen eine Perspektive aufgezeigt.“
Ohne Partner geht es nicht
Isabella Wieser von „Unlimited Teampower“ betonte die Bedeutung von Kooperationspartnern und Netzwerken. „Ohne die geht es nicht. Wenn die Kinder von der Schule aus nach Hause gehen und dort alleine sind, wird das nichts mit der Integration.“ Besonders im Nachmittagsbereich gehe es darum, Freunde zu finden, spielerisch die Sprache zu erlernen und die Sozialkompetenzen zu stärken. „In diesem Bereich müssen wir uns noch viel mehr vernetzen. Wenn das klappt und die Angebote niederschwellig sind, funktioniert das gut und Probleme können abgebaut werden.“
Wie schwierig es ist für Zugewanderte, Fuß zu fassen und Arbeit zu finden, davon wusste Mario Jäger vom Bildungsträger SLV zu berichten. „Man muss die Betreffenden ein bisschen an die Hand nehmen, sonst werden sie von unserer deutschen Bürokratie erschlagen.“ Dabei stünden ihnen eigentlich viele Wege offen. „Wir qualifizieren zum Beispiel zum Schweißer. Das ist eine tolle Chance. Die werden gesucht und der Beruf wird nie aussterben.“ Oftmals täten sich nach erfolgreicher Ausbildung jedoch neue Probleme auf. Zum Beispiel, was die Kinderbetreuung betrifft. Diesbezüglich zeigte Thorsten Jäger großes Interesse an der Arbeit der „Manuel Neuer Kids Foundation“. Ein neues Netzwerk, das an diesem Nachmittag entstand.
Fluchterfahrungen auf die Leinwand gebracht
Alf Rouven Recksick von der LEG-Stiftung „Dein Zuhause hilft“ brachte den Aspekt des Wohnens ein und verwies auf die Schwierigkeiten, mit denen Menschen mit internationaler Geschichte konfrontiert sind. Denn natürlich müssten bei der Wohnungssuche alle Menschen gleich bewertet werden. „Aber sie sind eben nicht gleich. Menschen sind unterschiedlich.“ Auch was ihren kulturellen Hintergrund betrifft. „Dann laden wir ein, Wege zu finden für ein gutes Miteinander.“ Ein Beispiel aus seiner Praxis: Auf seine Vermittlung hin unterstütze eine junge, zugewanderte Frau aus Syrien nun ihre ältere Nachbarin. Entstanden sei ein ganz neues Verständnis und Miteinander. „In diesem Bereich haben wir noch viel Arbeit vor uns.“
Einen ganz anderen, praktischen Ansatz zeigte eine Ausstellung der Teilnehmenden des ukrainischen Frauencafés des DRK in Schalke. Nachdem zunächst Anna Didukh als Leiterin den Schwerpunkt auf lebensnahe Informationen gelegt hatte, haben sich die Frauen daneben gewünscht, auch einmal in der Gruppe zur Ruhe finden zu können, Erlebtes gemeinsam verarbeiten zu können und kreativ zu sein. Unter der Leitung von Kunsttherapeutin Natalia Aksonova und ihrer Freundin Nina Ivanova malen sie nun gemeinsam. Erstmals stellten sie beim Aktionstag ihre Arbeiten aus und konnten damit etliche Menschen tief berühren. Denn natürlich sind in einigen die traumatischen Erlebnisse spürbar. „Diese kreative Arbeit hilft den Frauen wirklich sehr“, so Anna Didukh.
Selbstbewusste Teilhabe durch neue Erfahrungen
Im großen Saal des Stadtteilzentrums hatte Irem Kaya vom DRK zudem einen kleinen Flohmarkt organisiert. Dabei ging es nicht nur darum, gebrauchter Kleidung ein zweites Leben zu ermöglichen. Auch hier war Teilhabe ein wichtiges Element: Die Kleidung nämlich war gesammelt und gespendet worden von der Kindergruppe, die die Sozialarbeiterin in Schalke Nord regelmäßig betreut. Mit dem Erlös möchte die Gruppe Geld sparen für einen gemeinsamen Ausflug. Ein Mitglied der Gruppe, die 15-jährige Nesri, war sogar mit vor Ort und machte erste Erfahrungen im Wirtschaften, lernte, mit Interessierten ins Gespräch zu kommen und für das eigene Projekt zu werben. Ein ganz praktisches Beispiel für selbstbewusste Teilhabe und ein Vorhaben mit Zukunft: Weil das Geld für einen Ausflug noch nicht reicht, muss die Gruppe auf weitere Veranstaltung gehen.